oder: Eine Wiese macht noch keinen Grashüpfer

Was findet man vor?


Jeder natürliche Raum ist ein Ökosystem. Das heißt, es gibt verschiedene Faktoren, die unterschiedliche Einflüsse auf das System ausüben. Dazu gehören Wind und Wetter, Bodenbeschaffenheit, vorhandener Bestand an pflanzlichen und tierischen Lebewesen (Flora und Fauna) über, auf und im Boden. Mikrofauna und -flora inbegriffen.

Manche dieser Faktoren kann man relativ einfach feststellen

  • Regenmenge
  • Windrichtung
  • Bodenbeschaffenheit
  • Bodenleben (Regenwürmer, Käfer usw.)
  • Pflanzenbestand
  • Insektenpopulation

andere benötigen etwas mehr Aufwand 

  • pH-Wert des Bodens
  • Bestimmung von Bodennährstoffen
  • Mikrobiologie Pflanzen und Boden
  • im Boden schlummernde Pflanzensamen

Über das Sammeln von Daten verbringt man Zeit in der Natur bzw. im Ökosystem und nebenbei entwickelt man ein Gespür dafür, wie es dem System geht. Man nimmt an der Entwicklung über das Jahr teil und erlebt, wie sich Lebensgemeinschaften entwickeln - oder auch nicht. Man sieht Unterschiede auf verschiedenen Standorten, z.B. entwickelt sich eine Pflanzengemeinschaft anders auf sandigem Untergrund als auf Lössboden oder sehr stark stickstoffhaltigem Untergrund.


Annäherung an das Ökosystem der zukünftigen FLIP-Wiese


Regenmenge, Windrichtung, Bodenart, pH-Wert

  • Die durchschnittliche Regenmenge liegt offiziell bei 60-80 l/qm im Monat. Wie wir wissen, sind die Werte "von gestern" und nicht mehr aussagekräftig für die einzelnen Monate. Wie sich der Schnitt in den nächsten Jahren einpendelt und ob sich etwas einpendelt ist abzuwarten.
  • Windrichtung: vorwiegend Westwind. (In den letzten Monaten war "gefühlt" häufiger Ostwind dabei.) Warum ist die Windrichtung wichtig? Über Wind findet Verdunstung statt. Der Bereich hinter einer Hecke z.B. ist zwar besser vor Verdunstung geschützt als eine offene Fläche, andererseits trocknet er schlechter ab. 
  • Bodenart: lehmiger schluffiger Boden (Löss). 
    Ein Topboden mit hervorragender Wasserhaltekapazität. Manche Stellen sind lehmiger als nötig, aber das hält sich in Grenzen.
  • Bodenleben: Reichlich Regenwürmer, viele Insekten und seit diesem Sommer fallen mir deutlich mehr Ameisenhügel auf. 
  • pH-Wert: 5,6-5,9
    Eine moderate Gabe Kalk könnte Gutes tun, ich werde es auf einem FLIP-Streifen ausprobieren.

Was kreucht und fleucht auf der Wiese?


Eine Bestandsaufnahme bringt zutage, welche Gräser, Kräuter usw. bereits vorhanden sind. Die Bestimmung braucht Zeit, ist dafür fast schon meditativ und entspannend und geht quasi als Urlaubszeit durch.

Natürlich braucht man etwas Motivation und einen regenfreien Tag für die Entdeckungsreise!

Wer sich die ganzen Namen und Pflanzen nicht merkt, ist bei mir in guter Gesellschaft: Ich bin leider keine Pflanzenfee, die sich den Namen eines jedes Grünzeugs sofort einprägt und es in jedem Entwicklungsstadium sicher bestimmen kann. (Ausnahme: Jakobs-Kreuzkraut in allen Stadien, da es im Heu nichts zu suchen hat.)

Deswegen notiere bzw. markiere ich mir die (hoffentlich korrekt) bestimmten Pflänzchen und merke mir, wo und in welcher Gesellschaft sie besonders häufig vorkommen. Darüber prägen sich die "üblichen Verdächtigen" recht schnell ein und das Mosaik komplettiert sich allmählich von alleine.

Kleine Anekdote: Den Hornklee oben (2. Bild v.l.) habe ich zunächst als eine Pflanze bestimmt, die lt. BLV-Pflanzenführer "sehr selten und ab 3000 m" vorkommt. Tja, das konnte nicht sein. Ich habe dann das Foto meiner Mutter gezeigt, die mich ansah und ganz trocken sagte "das ist Klee". Ah, ja... jetzt wo sie es sagte.

Die gute Nachricht: Es wird besser, wenn man übt.  


Was findet sich im Bestand?


Kräuter, Klee & Co.

Echte Kamille Johanniskraut Schaumkraut
Klettenlabkraut Weiße Lichtnelke Weiße Taubnessel
Hornklee Vogelmiere Hirtentäschel
Klatschmohn Gemeiner Erdrauch Ampfer-Knöterich
Gewöhnliches Hornkraut Wiesen-Schafgarbe Hundskamille
Kriechender Hahnenfuß Rotklee Gamander Ehrenpreis
Gundermann Wiesen-Sauerampfer Wiesen-Pippau
Spitzwegerich Breitwegerich Rote Taubnessel
Stumpfblättriger Ampfer Saatwicke Jakobs-Kreuzkraut
Kanadisches Berufskraut Große Brennessel Gewöhnliche Kratzdistel
Stacheldistel Eseldistel Bärenklau
Melde    

Gräser

Rotes Straußgras Wiesen-Schwingel Wiesen-Fuchsschwanz
Glatthafer Rispensegge Raygras
     

Die Bestandsaufnahme wird fortwährend ergänzt! Bestand in grün/kursiv ist auch Teil des FLIP-Saatgutes.